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27.11.2024
Seit heute, 27.11.2024, ist es offiziell: Für die Martin Staud GmbH Möbelwerk in Bad Saulgau und für die LEUWICO GmbH im oberfränkischen Wiesenfeld wurde beim Amtsgericht Stuttgart Insolvenz angemeldet.
Mit von der Partie sind die Muttergesellschaften Vivonio Furniture GmbH und Vivonio Holding GmbH mit Sitz in München, die ebenfalls in Stuttgart aktenkundig sind. Hintergrund: „Diese Gesellschaften sind wirtschaftlich eng mit den Produktionsgesellschaften verbunden und haben daher ebenfalls einen Insolvenzantrag stellen müssen.“
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Dr. Dietmar Haffa aus der Kanzlei Schultze & Braun in Stuttgart bestellt. Betroffen sind rund 150 Beschäftigte bei Staud und gut 100 Mitarbeiter bei Leuwico, deren Bezüge durch das Insolvenzgeld bis Ende Januar 2025 gesichert sind. Es soll nämlich weitergehen bei Staud und Leuwico. Ziel sei es, „eine Fortführungsperspektive zu erreichen und Staud sowie auch Leuwico nachhaltig aufzustellen“. Das gelte auch für die Vivonio-Gesellschaften. Denn es sollen „Investoren gesucht werden, die die Unternehmen übernehmen“, sagen Dietmar Haffa und Gernot Mang als Geschäftsführer von Staud, sowie Nicolas Kammerer, der Geschäftsführer von Leuwico. Das ist sonderbar: Denn im aktuellen Staud-Impressum sind noch Marc Trösser und Gernot Mang als Geschäftsführer aufgeführt. Die bisherigen Geschäftsführer Dirk Schmidtmeier und Günther Berchtenbreiter kommen nicht mehr vor. Egal: „Mit dem passenden Partner sehen wir gute Chancen, dass es auch in Zukunft einen Markt für Möbel von Staud und Leuwico gibt – in Deutschland und der Welt“, lassen sich Haffa und Mang zitieren. Wobei ihr Hauptaugenmerk aktuell natürlich „auf der weiteren Bearbeitung der vorhandenen Aufträge“ liege. Die Produktion an den Staud- und Leuwico-Standorten werde zurzeit weitergeführt, „die Auslieferungen an die Kunden sollen wie geplant vorgenommen werden“. Interessant wird es nach dem Blick in die Zukunft auch beim Rückblick auf die angeblichen Gründe für die Probleme der Vivonio-Gruppe. Zitat: „Die finanzielle Schieflage der vier Gesellschaften ist unter anderem durch das in Deutschland, aber auch weltweit herausfordernde Marktumfeld entstanden, das sich branchenübergreifend auch angesichts der steigenden Zinsen und Preise für Materialien und Rohstoffe stetig eingetrübt hat.“ Die Folge: Wie weite Teile der deutschen Möbelbranche seien auch Staud und Leuwico von der Kaufzurückhaltung der Verbraucher betroffen, was zu Umsatzrückgängen führe. Kein Wort davon, dass Vivonio einen hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag allein bei seiner Tochterfirma Maja Möbel in den Sand gesetzt hat, deren Standorte Kasendorf und Wittichenau Ende letzten Jahres ersatzlos dicht gemacht werden mussten (hartdran.com vom 03.08.2023). Insgesamt 650 Mitarbeiter verloren ihre Jobs. Dabei war Maja kein Einzelfall. Schon zuvor musste die französische Vivonio-Tochterfirma SCIAE per Insolvenz beerdigt werden. SCIAE - „Société Commerciale et Industrielle d’Ameublement Européen“ - war spezialisiert auf die Herstellung von Wohn- und Schlafraummöbeln sowie Kinderzimmermöbeln für den Selbstaufbau. Vivonio habe seit 2012 rund 8 Millionen Euro in das Unternehmen investiert bis für SCIAE Ende 2017 Insolvenz angemeldet werden musste (hartdran.com vom 14.12.2017). Positiver Hinweis auf die funktionierenden Vivonio-Töchter am Schluss: „Die Produktion bei den Schwestergesellschaften fm Büromöbel in Niedersachsen und Österreich sowie KA Interiør in Dänemark ist unabhängig. Beide Unternehmen arbeiten erfolgreich. Aus diesem Grunde produzieren und liefern fm Büromöbel und KA Interiør in vollem Umfang und agieren eigenständig.“ FOTO: Für beide Gesellschaften Insolvenz angemeldet: Die Vivonio-Crew am Stammsitz München (© Vivonio Furniture Group) |