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› Es geht sicher nicht nur mir auf die Nerven …
05.03.2025 … wenn seit Monaten, nein, seit Jahren die Gründe für die Schieflage von Unternehmen immer die gleichen sind. Da ist die allgemeine wirtschaftliche Lage, wahlweise - eine Nummer größer - das weltweit herausfordernde Marktumfeld. Es sind steigende Zinsen und hohe Preise für Materialien und Rohstoffe. Es ist die allgemeine Kaufzurückhaltung der Verbraucher und die daraus resultierende ungewisse Branchenentwicklung. Die schwache Auftragslage ist schuld bei steigendem Kostendruck und starke Turbulenzen im gesamtwirtschaftlichen Umfeld – Corona, Ukraine Krieg und die Folgen ….

Aber niemals sind es eigene Fehler, die zur Insolvenz eines Unternehmens beigetragen haben. Bei hülsta war es vor Jahresfrist ein Sturmwind, der das Dach einer Produktionshalle abgedeckt hat - Monate vor der Insolvenz. Bei Nolte, Germersheim, waren es unvorhersehbare Brandschutzauflagen, die zur Insolvenz führten. Und natürlich sind auch bei der Martin Staud GmbH in Bad Saulgau, die jetzt doch noch überraschend gerettet werden soll, keine eigenen Fehler auszumachen, die zur Schieflage geführt haben. Es waren die anderen - und die äußeren Umstände.

Dabei war ja Staud in jüngerer Zeit gar nicht allein. Das Unternehmen ist Teil der Vivonio Gruppe, die - selbst in Schieflage - natürlich auch keine eigenen Fehler zu beklagen hat: Kein Wort davon, dass Vivonio einen hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag allein bei seiner Tochterfirma Maja Möbel in den Sand gesetzt hat, deren Standorte Kasendorf und Wittichenau Ende 2023 ersatzlos dicht gemacht werden mussten. Insgesamt 650 Mitarbeiter verloren ihre Jobs.

Vivonio wurstelt erstmal weiter und für Staud soll es ja auch weitergehen - irgendwie. Da kommt als „deus ex machina“ ein ehemaliger Vivonio Geschäftsführer ins Spiel: Tobias Fuhrmann, der als Vorgänger des langjährigen Vivonio Geschäftsführers Elmar Duffner keine allzu großen Spuren hinterlassen hat, ist plötzlich wieder im Geschäft.

Fuhrmann, selbst gut vernetzt in der Private Equity-Szene, kennt einen Dr. Karl Spielberger, der mit seiner Schweizer Soleal Unternehmerkapital AG eine Übernahme des Geschäftsbetriebes in Bad Saulgau zum 01.03.2025 plant.

Und da wird dann alles anders. Denn die Soleal Unternehmerkapital AG ist nach eigener Einschätzung kein typischer Hedgefonds. Soleal ist „am Schweizer Markt einzigartig für Unternehmer“. Sie kauft mit den finanziellen Mitteln ihrer beiden Gründer, Karl Spielberger und Fabrice Nava, Mehrheitsbeteiligungen an kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien, mit dem Ziel, diese langfristig weiterzuentwickeln.

Zielunternehmen - in diesem Fall also Staud - sollten über einen gesunden Kern mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell verfügen, dürfen jedoch «Schönheitsfehler» wie hohes Einzelkundenrisiko, fehlendes Wachstum, Branchenrisiko etc. aufweisen.

Dabei sieht sich Soleal weder als Finanzinvestor noch als sogenanntes «Family Office». Zitat: „Vielmehr investieren wir ausschließlich unsere eigenen, privaten Mittel. Dies ermöglicht das sehr langfristige Halten der Beteiligungen bei extrem kurzen Entscheidungswegen, denn die Entscheidungsträger sitzen immer am Tisch.“

Das klingt nach einem neuerlichen Stühlerücken in der Führungs-Etage von Staud. Ansonsten eitel Sonnenschein. Denn, da ja ohnehin nur die äußeren Umstände für die Schieflage in Bad Saulgau verantwortlich waren, müssen für eine rosige Zukunft nur diese noch verändert werden. Und da steht uns ja jetzt der Merz ins Haus als Rettungs-Sanitäter.

Ihr Ralf Hartmann
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