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23.02.2024
… wie dumm ist dann die Frage?“ Das stand auf dem Schild eines Demonstranten - letzte Woche, als es um die Freiheit ging. Um die Frage: wohin soll das führen, was da gerade große Teile der Nation bewegt in diesen Tagen? Mir hat das gut gefallen. - Jeder kann sich dabei denken, was er mag.
Wir haben natürlich auch „in diesen Tagen“ branchenbezogen unsere journalistischen Highlights. Es gibt so Reizworte, die unvermeidlich einen Schwall von mehr oder weniger emotional motivierten öffentlichen Meinungsäußerungen provozieren.
„IKEA“ ist so ein Wort. Da fühlt sich ein jeder berufen – Journalist oder Laber-Kopf – wobei das eine, das andere durchaus nicht ausschließen muss, ein jeder also fühlt sich berufen, die immer wieder gleich lautenden stereotypischen Belanglosigkeiten öffentlich abzusondern. - Ein ähnliches Beispiel ist die Bahn. Aktuell im Fokus: Miele. 125 Jahre jung. Familienunternehmen. Deutsche Hausgeräte-Marke par excellence. Miele, das ist so deutsch wie all die Dinge, die viele von uns nicht mehr hören können – ich erspare Ihnen und mir die Details. Miele ist – sollte man die Katastrophen-Lyrik der letzten Wochen ernst nehmen – Miele ist dem Untergang geweiht. Was ist passiert? Die Inhaberfamilien Miele und Zinkann haben sich Berater ins Haus geholt. Berater aus dem Hause McKinsey & Company. Das wenig überraschende Ergebnis: Es muss gespart werden! Aber warum ist das der Untergang? Auslöser für eine bemerkenswert überbordende Berichterstattung war eine Meldung des Manager Magazins vom 05.02.2024 – „Nun kracht es bei dem Gütersloher Haushaltsgerätehersteller“ – die im Lauf der KW 6 (05. bis 11.02.2024) landauf landab in Fach- und Tagespresse nacherzählt wurde. Bis einen Tag später auch die offizielle Stellungnahme aus Gütersloh vorlag und nun alles ohne Hinweis auf das Manager Magazin noch einmal „neu“ erzählt werden konnte. So meldete sich beispielsweise das ZDF mit der Feststellung: „`Miele gerät ins Schleudern´ (Frankfurter Rundschau), `Von wegen Schonwaschgang!´ oder `Schleudergang bei Miele´ (beide RTL): An vermeintlich kreativen Überschriften mangelt es in diesen Tagen nicht, wenn es um die Lage bei dem Gütersloher Traditionsunternehmen geht, das in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag feiert.“ Haut dann aber selbst voll in die Kerbe: Was soll nur aus den Arbeitsplätzen in Gütersloh und anderswo werden? Zitiert werden hierzu schwerpunktmäßig in der Lokalpresse natürlich Gewerkschaftsvertreter. Bei Miele handele es sich um eine klassische „Billiger statt besser“-Strategie, hieß in einer Mitteilung am Dienstag aus Düsseldorf. Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall in NRW, weiß auch, was dahintersteckt: „Statt in Produktinnovationen und Qualität zu investieren, soll verlagert und Personal abgebaut werden.“ - Und Waschmaschinen, die in Polen zusammengebaut werden, wie soll denn da die Wäsche sauber werden? Im Tenor klingt das so! Und natürlich geht es auch noch dramatischer: „Ein Beben rollt durch Gütersloh. 2.700 Arbeitsplätze! Davon mindestens 700 in Gütersloh. Was Miele diese Woche bekannt gab, hat wahrlich tektonische Ausmaße. Das Beben erschüttert die Stadt, es erschüttert uns.“ Der da so erschüttert ist, heißt Ludger Osterkamp, arbeitet für die Neue Westfälische und hat sich in einem Kommentar vom 10.02.2024 mal so richtig Luft gemacht. Schüchterne Anmerkung meinerseits: Es geht um 700 von über 5.000 Miele Arbeitsplätzen in Gütersloh, die innerhalb der nächsten vier Jahre „überwiegend nicht durch Kündigungen“ abgebaut werden sollen, Einen erfrischend naiven Beitrag zur Diskussion hat neben vielen anderen Marktbegleitern schließlich auch noch Stefanie Bruckbauer abgeliefert. Bruckbauer ist Chefredakteurin des Austria-Portals elektro.at – und zuständig für die „Ressortleitung Hausgeräte“. Sie kommt zu dem Schluss: „Wenn sich Miele u.a. wieder auf seinen Markenkern besinnt, als „Familien“-Unternehmen, das es ja ist, agiert, qualitativ hochwertige Geräte in angestammten Werken produziert, sich mit den Preisen nicht bereichert, seine Mitarbeiter gut behandelt, dann könnte das Unternehmen die Kurve noch kriegen. Wenn es aber so weitergeht wie angekündigt, dieses „Effizienzprogramm“ mit der Kündigung und „Umschichtung“ von tausenden Mitarbeitern, der Verlagerung von Produktionsstätten, der Reduktion von Qualität, und und und, dann sehe ich keine erfolgreiche Zukunft für die Premiummarke.“ Mutige Worte zu einem heiklen Thema! "… in angestammten Werken produzieren" und sich „mit den Preisen nicht bereichern“ … da hätte man in Gütersloh aber auch ohne McKinsey längst drauf kommen können! Ihr Ralf Hartmann |